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Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Namen und Orte sind jedoch geändert.
Im März 2020 hat Annika ihr Kind zur Welt gebracht. Sie erzählt uns nun selbst, was passierte.
Hi, ich erzähle euch jetzt meine Geschichte mit Alkohol und FASD. Ich war 19 und hab mein Baby erwartet. Ich habe viel Geld geerbt, komme also aus einem wohlhabenden Haus. Man könnte denken, wieso wurde die ...
Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit. Namen und Orte sind jedoch geändert.
Im März 2020 hat Annika ihr Kind zur Welt gebracht. Sie erzählt uns nun selbst, was passierte.
Hi, ich erzähle euch jetzt meine Geschichte mit Alkohol und FASD. Ich war 19 und hab mein Baby erwartet. Ich habe viel Geld geerbt, komme also aus einem wohlhabenden Haus. Man könnte denken, wieso wurde die nicht aufgeklärt, aber da komme ich jetzt zu. Bei uns wurde niemals über Sex und so geredet, absolutes Tabuthema. Im katholischen Mädcheninternat sowieso nicht. Es ging immer nur um gute Noten und Lernen, Lernen, Lernen. Ich hätte nie gedacht, dass mir sowas passiert. Privatschule und ein behütetes Umfeld – doch als es um Aufklärung über Schwangerschaft und die Risiken von Alkoholkonsum ging, war ich genauso ahnungslos wie viele andere Jugendliche. Es soll bloß niemand denken, sowas betrifft nur Familien mit wenig Geld.
Die Geburt meines Kindes im März letzten Jahres sollte ein freudiges Ereignis sein, doch schnell wurde mir klar, wie wenig ich eigentlich über die Konsequenzen meiner Handlungen wusste.
Wegen meiner eigentlich ungewollten Schwangerschaft gab es viel Stress zu Hause, daher trank ich heimlich bis zu einer halben, manchmal eine ganze Flasche Vodka pro Tag, immer abends. Ich hatte einfach keine Ahnung davon, was das für Folgen hat. Morgens war ich manchmal noch betrunken. Keiner hat was gemerkt, ich hab das mit Kaugummi und Parfum gut versteckt.
Mein Frauenarzt habe ich als einzigem erzählt, dass ich trinke und ihn gefragt, ob ich damit aufhören muss, schon am Anfang, als ich keine Periode mehr bekam und der Test positiv war. Er versicherte mir, dass mein Alkoholkonsum in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft unbedenklich sei für das Baby. Ich habe ihm vertraut und auch nur ihm erzählt, dass ich so viel trinke.
Hätte ich die grausamen Bilder und schockierenden Aufklärungstexte gesehen, wie die auf Zigarettenpackungen, hätte ich zumindest erkannt, was passieren wird mit meinem Baby und mir Hilfe gesucht.
Die Geburt meines Kindes war jedoch ein Schock. Viel zu früh kam es zur Welt, mit Notkaiserschnitt und begleitet von ernsten Komplikationen. Die Ärzte diagnostizierten bei meinem Baby FAS, eine Beeinträchtigung, weil ich Vodka getrunken habe während der Schwangerschaft. Diese erschütternde Wahrheit traf mich mit voller Wucht – die Tatsache, dass meine Unwissenheit und mein Vertrauen in ärztliche Meinungen zu solchen dramatischen Folgen geführt hatten. Ich bin Schuld daran, dass mein Kind nun damit leben muss.
Die Zeit nach der Geburt meines Kindes war von Schuldgefühlen und der Sorge um das Wohlbefinden meines Kindes geprägt. Ich fühlte mich völlig hilflos angesichts der Herausforderungen, die vor uns lagen. Meine Eltern wollen damit nichts zu tun haben. Heute kämpfe ich mit schweren Depressionen und einer posttraumatischen Belastungsstörung. Mein Baby ist jetzt 3 Jahre alt und hat alle Zeichen von FASD und bekommt die beste Behandlung, die möglich ist. Das geht aber nur, weil ich so viel Geld habe. Ich will nicht wissen, wie das aussieht, wenn sowas Frauen mit wenig Geld passiert. Absoluter Horror.
An alle Mädchen und Frauen da draußen: Unabhängig von eurem sozialen Hintergrund ist Aufklärung entscheidend. Während der Schwangerschaft ist absoluter Alkoholverzicht angesagt – vom ersten bis zum letzten Monat. Verlasst euch nicht einzig und allein auf ärztlichen Rat, sondern holt euch mehrere Meinungen ein. Und wenn ihr unsicher seid, zögert nicht, Hilfe zu suchen.